Mittwoch, 15. Oktober 2014

Lobbereicher

Anfang Mai diesen Jahres habe ich von Tine ein kleines Briefchen mit den Möhrensamen "Lobbereicher" im Briefkasten gefunden.  Die habe ich dann natürlich gleich schnell im Garten ausgesät und gespannt darauf gewartet, was da so für eine Möhre rauskommen sollte... und habe gewartet und gewartet... vorsichtig nachgeschaut... weiter gewartet, gewartet und gewartet... vorsichtig nachgeschaut... und dann waren die ersten Lobbereicher diese Woche endlich soweit! Heraus kamen wunderschöne und fantastisch schmeckende gelbe Möhren. Wir haben sie gleich einfach pur gegessen - so lecker! Nicht sehr süß, aber ganz intensiv im Geschmack.
Nächste Woche werden wohl die restlichen reif sein. Mals sehen, was ich daraus machen werde.

Vielen Dank für das tolle Geschenk, liebe Tine!






Möhre (Dacus carota) ‚Lobbereicher‘

Frühe Formen der heutigen Gartenmöhre entstanden als natürliche Kreuzung zweier Wildformen mit ungeniessbaren, dünnen Wurzeln im Mittelmeergebiet. Schon in der Steinzeit gelangte dieser Bastard nach Mitteleuropa und wurde dort in Kultur genommen. Die vornehmen Römer bezogen ihre Möhren aus Germanien.

Aussaat: Anfang April - Anfang Juni in Reihen von 30 cm Abstand. In der Reihe einen Abstand von 10 cm verziehen.
Saattiefe: 0,5 - 1,0 cm.

Da die Samen klein sind, empfiehlt es sich, diese zuvor mit feinem Sand zu mischen. Weil Möhren ca. 3 Wochen Keimzeit benötigen, ist es ratsam, Radieschen als Markiersaat beizufügen. Diese keimen wesentlich schneller und die Saatreihen können rechtzeitig von auflaufendem Unkraut befreit werden, das sonst die zarten Möhrensämlinge überwuchern könnte.

Möhren benötigen zu ihrem guten Gedeihen tiefgründigen, locker humosen Gartenboden, der zudem kalkhaltig ist. Sie vertragen keinen frischen Stallmist! Am Besten eignet sich gut ausgereifter Kompost, notfalls etwas organischen Dünger einarbeiten, um vor allem die Versorgung mit Kali zu gewährleisten.

Werden die Reichen abwechselnd mit Zwiebeln bepflanzt, beugt dies einem Befall durch die Möhrenfliege vor.

Vieles, was wir heute wieder als Delikatesse zu schätzen gelernt haben, war früher Viehfutter oder Armeleute-Essen. So auch diese Möhre.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts traten am Niederrhein bei der Viehhaltung grosse Probleme auf, weil die Tiere auf die damaligen Futterpflanzen Raps, Kohl und Steckrüben Durchfall erlitten. Der Bauer Paul Luhnen aus Süchteln-Vorst widmete sich der Züchtung einer geeigneten Möhre. Der leichte, sandige Boden begünstigte die Bildung grosser Wurzeln. 1880 verfütterte er seinen ersten Bestand mit gutem Erfolg an seine eigenen Tiere und die "Soetelsche Muhresoat" wurde zu einer Sensation in der damaligen Landwirtschaft.

Anfangs als Tierfutter gezüchtet, hielt die saftige, schmackhafte Möhre, die Leute unter dem Namen "Lobbereicher Futtermöhre" gehandelt wird, Einzug in die niederrheinische bäuerliche Küche. Um 1900 entstand das bekannteste Gericht, das "Muhrepruchtel" genannt wird. Dieser Eintopf besteht hauptsächlich aus Möhren, Bohnen, in Würfeln geschnittenen Kartoffeln, geräuchertem Speck und Suppengrün.


2 Kommentare:

  1. Das ist ja ein tolles Geschenk - Möhrensamen. Und wenn sie dann auch noch so toll aussehen und schmecken. .. :)
    Liebe Grüße! Julika

    AntwortenLöschen
  2. Oh wie lecker - das ist wirklich ein tolles Geschenk! Lasst es euch gut schmecken :)
    Liebste Grüße Kristina

    AntwortenLöschen